Wir tun etwas gegen versteckte Armut
Im Winter 2024/25 startet der Pastorale Raum die FAIR-Schenker-Initiative. Wir wollen Kräfte bündeln, um versteckte Armut und die Stigmatisierung armer Menschen zu bekämpfen. Dazu werden wir ein zentrales Lager einrichten, in dem Sachspenden wie z.B. gut erhaltene Kleidung, haltbare Lebensmittel, originalverpackte Hygieneartikel und Hausrat gesammelt werden. Über Pfarrbüros und Kontaktpersonen können Menschen und andere Institutionen wie z.B. Kleiderkammern anfragen, ob dringend benötigte Güter verfügbar sind. Dieses Lager stellt also keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu bestehenden Angeboten dar. Alle Spenden sollen grundsätzlich Menschen mit Wohnsitz im Pastoralen Raum zugutekommen.
Eine Besonderheit wird sein, dass Hilfsgüter nicht in der „Zentrale“, sondern im Rahmen eines Hausbesuchs oder auf „neutralem Boden“ übergeben werden. Damit sollen Fahrtkosten bzw. die Organisation der Fahrt aus entfernten Dörfern des Pastoralen Raumes für Betroffene möglichst entfallen.
Auf freiwilliger Basis können Betroffene auch selbst für die FAIR-Schenker-Initiative spenden, z.B. mit einem kleinen Geldbetrag, selbstgestrickten Socken o.ä. Alle Menschen haben eine Würde, zu der auch die Möglichkeit gehört, sich einzubringen. Hilfsbedürftige dürfen niemals „Objekte“ guter Taten anderer sein, sondern sie sollen aktiv handeln und den ihnen möglichen Beitrag leisten können.
Sachspenden können nach telefonischer Absprache ab dem 4.11. abgegeben werden.
Wenn Sie sich ehrenamtlich in der Initiative engagieren wollen, wenden Sie sich gerne an uns. Ansprechpartner ist Raphael Collinet, 0160-3796622 oder raphael.collinet@bistum-trier.de.
Wenn Sie unsere Arbeit finanziell unterstützen wollen, freuen wir uns über Spenden mit dem Stichwort „Spende FAIR-Teiler“, Konto Pastoraler Raum.
Zum Namen:
Der Name FAIR-Schenker besteht aus zwei Worten: Fair und Schenker. Fair weist darauf hin, dass es sich bei diesem Angebot nicht um ein Almosen handelt, sondern um eine Frage der Gerechtigkeit (Fairness). Leben ist ein Menschenrecht. Menschen das Lebensnotwendige vorzuenthalten, ist Unrecht. Mit Schenker weisen wir darauf hin, dass wir gemeinsam Menschen sind. Es geht nicht zuerst darum, etwas zu tun (fairschenken). Es geht darum, dass Gott der große FAIR-Schenker ist. Wir tragen nur zusammen und verteilen, was Gott uns allen als Lebensmittel geschenkt hat.
Hintergrund: Was ist versteckte Armut?
Armut hat viele Gesichter. Da gibt es die Seniorin, die nicht weiß, wie sie im Winter noch heizen soll. Es gibt Menschen, die vereinsamen, weil sie sich die Fahrt zu Bekannten oder den Besuch im Café nicht leisten können. Da sind die Kinder, deren Brotdosen und Mägen Anfang des Monats noch einigermaßen gefüllt, am Ende nahezu leer sind.
Es gibt Betroffene, die können sehr offen mit ihrer Situation umgehen. Vielen anderen ist ihre Lage peinlich. Sie versuchen alles, damit ihre Armut von anderen nicht erkannt wird. Hier spricht man von verschämter, verborgener oder versteckter Armut.
Diese Menschen haben gute Gründe, ihre Situation zu verbergen: Manche haben Angst vor einer moralischen Verurteilung, dass sie für ihre Situation verantwortlich gemacht werden. Andere wollen niemandem zur Last fallen. Wieder andere wollen sich nicht beschweren, weil es vielen Menschen auf der Welt noch schlechter geht. Nicht wenige fürchten, zum Gegenstand von Klatsch und Tratsch zu werden.
Unsere Meinung:
Jede und jeder ist ein geliebtes Kind Gottes. Wir respektieren die Sorgen und Meinungen dieser Menschen. Gleichzeitig wollen wir versteckte Armut bekämpfen. Denn:
Niemand sollte im Winter entscheiden müssen, ob heute gegessen oder geheizt wird. Niemand sollte in der Schule Probleme haben und sich so die Zukunft verbauen, weil der Magen leer ist.